Der Krieg war vorbei und die Amerikaner erließen Versammlungsverbot. Im Juli 1945 wurden wir von den Franzosen besetzt und die Lage normalisierte sich. Die Militärregierung unter Gilbert Grandval erließ zu Beginn 1946 ein Gesetz zur Gründung von Sportvereinen, das sogenannte Omni-Sport-Gesetz. Es durfte in jeder Geimeinde nur ein Verein existieren, mit entsprechenden Sportarten.
Auch bei uns wurde 1947 die »Sportvereinigung Wemmetsweiler« gegründet, mit den Sparten: Fußball, Turnen, Handball, Schwerathletik und Radfahren.
Der Vorstand setzte sich wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender: Willi Dumont, 2. Vorsitzender: Alois Bick, Schriftführer: Josef Schmitz, Kassierer: August Ley, Beisitzer: Carl Ahr und Walter Ley.
Eine düstere Bilanz zogen die beiden Gründer der Sparte Turnen, Josef Schmitz, ein Bruder der bekannten Kauffrau Berta Schmitz, und Carl Ahr. Dieser übernahm später das Textilge-schäft von Frau Schmitz.
Die aktiven Turner waren, soweit sie überlebt hatten, in Gefangenschaft. Auf dem größtenteils vereinseigenen Sportplatz an der III wuchsen Kappes und Krombiere, die Turngeräte im Saal Altenhofen waren teilweise verschwunden. Selbst das »Pferd« wurde seines Leders beraubt.Aber das Leben ging weiter, und trotz der Hungerjahre bis Mitte 1947 begann eine lebhafte Vereinstätigkeit. Als Vereinslokal wurde die Wirtschaft Bick (am Rathaus) gewählt.
Während des Frankreich-Feldzuges hatte eine Bäckerkompanie dort eine Halle gebaut und es gab auch genügend Freigelände. Die Turner der älteren Jahrgänge fanden sich ein und die Jüngeren kehrten allmählich aus der Gefangenschaft zurück.
Erst 1950 wurde die Sparte Turnen aufgelöst und am 20. Oktober 1950 in der Gründungsversammlung im Lokal Bick in der jetzigen Form des Turnverein 1891 Wemmetsweiler neugegründet. Dem Vorstand gehörten damals an: Josef Schmitz als 1. Vorsitzender, Max Licht als 2. Vorsitzender, Hans Barth als Schriftführer, Peter Spaniol als Kassierer und Nikolaus Lermen als Oberturnwart.
Unser Verein, wie auch die Nachbarvereine, hatten das Glück, dass derjenige, der ein Amt übertragen bekam, in der Regel dabei blieb. Ich selbst war von Anfang an dabei, übernahm 1951 das Amt des Schriftführers und von 1957 bis 1965 das des Kassierers und habe die Höhen und Tiefen dieser Zeit miterlebt.
Max Licht, sein Schwager, Sohn des Vereinsgründers Friedrich Licht, zog die Fechtabteilung auf und war in verschiedenen Ämtern, so auch 1 Jahr 1. Vorsitzender.(Wemmetsweiler Spruch: »An die Spitze jedes Vereins gehört ein Licht«.) Wie wahr, denn später war der Wemmetsweiler Walter Licht Gau-Vorsitzenderdes Turngaues Blies.
Peter Spaniol war von Beginn an bis 1954 Hauptkassierer. Ein alter Haudegen, der schon als Jugendlicher im Michelsberger Verein geturnt hat. Konrad Jakob war in den ersten Jahren Leichtathletikwart bei den Mädchen, auch ein Idealist und Fachmann in technischen Disziplinen.
Die Männer beim Neuanfang waren: Josef Schmitz (de »Alt Schmitz«) Jahrgang 1893. Er war der Prototyp eines preußischen Beamten. Mit gewaltigem Bauchumfang und mächtigem Schädel erinnerte er mich immer an den Turnvater Jahn. Wichtige Sätze beendete er mit einem schnurrenden »Verstanden?«. Im Jahre 1951 legte er sein Amt als 1. Vorsitzender aus Altersgründen nieder; er stand ja noch dem Kettelerverein vor. Carl Ahr war Spartenleiter bis 1950, dann verlangte auch bei ihm das Alter seinen Tribut. Karl Trinkaus war bis 1956 Oberturnwart und Antreiber, als Vorkriegsturner war für ihn und die Familie der Verein quasi der Lebensinhalt.
Willi Fischer der gute Geist des Vereins, war auch von Anfang an dabei und zog u.a. die Leichtathletikabteilung auf, war lange Jahre Oberturnwart und unermüdlich für den Verein tätig. Sein Bemühen war von Erfolg gekrönt, er zog mit Gerhard Bermann (damaliger Bürgermeister) eine erfolgreiche Mannschaft auf, die viel stolze Preise erringen konnte und bekannte Athleten hervorbrachte.
Josef Persch, Lay Josef, Lermen Nikolaus, Volz Josef und Bach Walter waren Jugend- und Schülerwarte, Kampfrichter usw.
Im Gedankengut dieser »Alten« stand stets die Leitfigur von Friedrich Ludwig Jahn und die 4 »F«: Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei. Auch der damalige Gauvorsitzende, der legendäre Jäcker Lui aus Heiligenwald beschwor immer das Gedankengut des Turnvaters.
Das Problem eines jeden Vereins ist immer einen geeigneten 1. Vorsitzenden zu finden, denn dieser hat natürlich die meiste Arbeit und Verantwortung, und Geld kostet es natürlich auch, wenn man ständig ehrenamtlich unterwegs ist.
Nach Josef Schmitz konnten wir den Bahnhofsvorsteher Müller für 1 Jahr gewinnen, aber dieser ging fort und Max Licht sprang notgedrungen ein. Da erinnerten wir uns an den Ley August, der ja Kassierer im Omni-Sportverein war. Mit Willi Fischer, der ihn privat kannte, haben wir ihn überredet, es mal 1 Jahr lang zu versuchen.
Es war ein einmaliger Glücksfall. August, als Steiger in unserem Bergmannsdorf angesehen und rednerisch begabt, blieb lange Jahre und gehörte praktisch zum Inventar. Ihm ist zu verdanken, dass durch sein unermüdliches Wirken die Mitgliederzahl in seiner Zeit von ca. 150 auf 700 anstieg. Er ist 1973 ausgeschieden und war später Ehrenvorsitzender.
Bei Neuwahlen hatte es sich eingespielt, dass jemand rief »de Alte« (Vorstand), die Arme gingen hoch und basta. Ausbruchsversuche wurden nicht zur Kenntnis genommen, es sei denn man starb, wie Spaniol Peter. Ich machte dann Kassierer und konnte meinen Freund Gerhard Martin überreden, doch Schriftführer zu werden, was dieser auch lange Jahre tat. Gerhard war damals der Chefgraphiker des Vereins. Ich konnte mich 1965 abseilen, mit dem Argument, ich hätte eine Firma übernommen und wäre am Bauen. Mein Nachfolger wurde Günter Bick, der bis 1983 für die finanziellen Belange des Vereins verantwortlich zeichnete.